Tag 7: Fahrt der Besessenen und Getriebenen
Donnerstag, 20.01.2022

Guten Morgen, wieder ein herrlicher Blick, den ich auf meinem Bett stehend aus der Dachluke genießen kann. Klaas und Thomas sind noch auf der Brücke, gleich löse ich sie ab.
Die Voyager wird zum Spielball der Wellen
Die Wellen kommen nun steil von vorn und unser Schiff wird zum Spielball. Ich übernehme mal das Ruder vom Autopilot und versuche einige sich zu steil vor uns auftürmende Wellen etwas seitlicher anzufahren. Das ist sehr anstrengend und mindert nur mäßig den Stress für das Schiff und die Crew.

Wir müssen uns beeilen, das Windfenster, welches eine Durchfahrt durch die Straße von Gibraltar noch so einigermaßen erlaubt, schließt sich in Kürze. Und so sind die letzten 1-2 Tage durch eine Fahrt mit Volldampf gegen Wind und steile Wellen zum Abgewöhnen angesagt.
Eigentlich hatten Klaas und ich mit unseren Kolleg:innen bei POLYAS noch eine virtuelle Neujahrsparty für heute Abend im Terminkalender, für die wir netterweise Utensilien vorab per Express bekommen haben. Wir hatten uns schon so auf die Party gefreut. Nun ja, wir waren leider fernab von Mobilfunk und Zivilisation.
Also hatten wir hier unsere eigene Waveparty zu schmeißen...
Voyager verleiht Flüüüüüügel...
Das folgende Video gibt einen kleinen Eindruck: In den Bugkabinen war an Schlafen nicht mehr zu denken: Viel zu laut die Wellenschläge von unten und das Auf- und Ab, welches einen auf der Matraze zum Abheben bringt.
In den Achterkabinen (hinten) konnte ich so einigermaßen schlafen, nur die bedrohlichen Schläge der Wellen ließen mich häufiger hochschrecken. Was ist, wenn nun irgendetwas zerbirst? Soll ich lieber eine Schwimmweste über meinen Schlafanzug anziehen ;-)
Also merke: In einem Segelboot sind die Kabinen hinten zwar etwas lauter bei Motorfahrt, jedoch deutlich ruhiger beim Stampfen durch die steile See.
Ich finde es sehr beeindruckend, welche Kräfte hier so auf das Material wirken. Doch seht selbst im Film, wie es sich so aus den verschiedenen Perspektiven heraus anfühlt. Zunächst der Blick aus unseren Kabinenfenstern nach unten (Notausgang im Falle eines Umkippens), dann im Salon nach hinten, nach vorn und zum Schluss nachts von der Flybridge...
Beeindruckend an einem Katamaran ist dennoch, dass selbst Flaschen bei einem solchem Seegang noch stehen bleiben.
Doch allen, die uns mal besuchen kommen wollen: bei solchen Wetterbedingungen wird normalerweise nicht gefahren. Mit mehr Zeit können andere Kurse und Geschwindigkeiten gefahren oder eben gemütliche Hafentage eingelegt werden.