Tag 4: Wale und Orcas
Montag, 17.01.2022
Orca-Attacken
Ich bin auf der Brücke und sinniere, plötzlich ein Blasgeräusch ca. 200m vor mir auf 11 Uhr. Ein Wal! Ich kann ihn leider nicht erkennen, sehe nur die Wasserfontäne. Orcas sind sehr schwarz mit weißen Flecken. Da es etwas südlich von hier seit 2-3 Jahren gehäuft Orca-Attacken auf Segelboote in unsere Größenklasse gibt, teils mehrfach in der Woche, hole ich mal den Skipper. Wir haben dann die Prozeduren für dieses Schiff nochmals genau durchgesprochen: Autopilot aus, denn die Orcas mögen besonders gern die Schiffsruder angreifen und demolieren. Logisch: Hände und Arme weg vom Ruder, Motoren aus, Segel bergen (runterholen), alles aus, tot stellen. Dann verlieren sie möglichst schnell die Lust. Es ist wohl immer noch nicht geklärt, was eigentlich die Ursache für die Angriffe sind. Die Theorie reicht von sich rächenden Orcas, weil vielleicht mal ein Segelschiff einen Orca verletzt hat bis hin zu Jungbullen, die einfach nach dem Essen nur spielen wollen. Die Wissenschaft tendiert wohl eher zu letzterem.
Es war also Fehlalarm. Keine Orcas, wäre auch etwas zu weit nördlich, wir kommen erst noch in das Gefahrengebiet in den nächsten Tagen. Doch wie sagt Anthony: „They‘re animals, they don‘t care about f...cking rules!“
Wie wahr.
Wale: Vater-und-Sohn-Ausflug
Abends bei nahezu spiegelglatter See wieder Blasgeräusche, ca. 50m querab. Ein sehr großer Wal, allerdings ein friedlicher. Anthony quittiert, dass wir hier unglaubliches Glück haben, solch große Wale sind ein sehr seltenes Phänomen. Thomas hat erstmal das Geschirr zu Ende abgetrocknet, während Klaas, Anthony und ich völlig aus dem Häuschen waren.
Er habe schließlich schon genügend Wale z. B. in San Fransisco auf Dienstreise gesehen. Ich mag die nordische Gelassenheit.
Es gesellte sich noch ein zweiter etwas kleinerer Wal dazu: Vater-Sohn-Ausflug?
Knoblauch fördert Treue auf langer Reise
Anthony fragt mich, was denn das sei, was ich täglich abends in einem Schnappsgläschen trinke. Ich kläre ihn auf: selbst angesetzter Zitronensaft mit Knoblauch, das hat mir meine Frau mitgegeben, wir machen einmal im Jahr eine solche Trinkkur zur Gesundheit. Er hat nur gelacht: "Do you believe it? Deine Frau ist eine sehr schlaue Frau: du gehst auf Seereise und sie gibt dir Knoblauch zu trinken, angeblich für eine bessere Gesundheit!? Do you really believe? Sie gibt dir das eher, damit die fremden Frauen die Finger von dir lassen..."
Er hat insofern Recht: Sie ist sehr schlau.
Dann begleiten uns immer wieder Delphine, teilweise in größeren Verbünden, auch bei meiner Nachtwache.