Tag 3: Duschen und Tanker
Sonntag, 16.01.2022
Die Biskaya haben wir mittlerweile gequert. Das war sie also, die für Winterstürme berühmt berüchtigte und gefürchtete Biskaya im Winter: Lauer Winter, blauer Himmel, Sonnenschein, sanfte Dünung, ein Tierspektakel jagt das nächste.

Zur Feier des Tages und weil Sonntag ist, habe ich mal eine Dusche genommen. Herrlich, Dusche mit Meerblick. Wenn das Wasser nicht so kostbar wäre...

Heute Nacht habe ich dann zum ersten Mal alleine auf der „Kommandobrücke“ einen weit über 100m langen Tanke auf Kollisionskurs gehabt. Was macht der Kollos da? Er scheint eher zu treiben als zu fahren, ändert seine Fahrtrichtung. Über Funk hat er uns freundlicherweise unaufgefordert informiert: "Voyager, Voyager, Voyager, this is..." Unser AIS funktioniert also (-> Glossar), denn er hat unseren Namen auf seinem System. Er sei etwas vom Kurs abgedriftet und nehme gleich wieder seine Fahrt auf. Das war aufregend. Ich habe mich an meine Ausbildung von damals erinnert: einfach auf das Hinterteil des Tankers zuhalten und hinter ihm passieren (keinesfalls vor dem Tanker). Ein Tanker kann nicht wirklich ausweichen und das willst du auch nicht: wenn er es doch tun sollte, so bekommst du leicht seine Breitseite ab…
Eine ganz neue Erfahrung auf der Voyager war auch für mich, nachts die Segel zu setzen: Bisher sind wir die ganze Strecke unter Motor gefahren, haben aber häufiger die Segel dazu genommen. Jetzt war etwas mehr Wind, so dass ich den Motor mal abschalten konnte. Ich habe es ganz allmählich gemacht, damit meine Kollegen unter Deck nicht in Sorge waren und auf den Alarmruf „Orcas“ warteten. Zu Orcas morgen mehr. Außerdem konnten sie dann ohne Motor noch viel besser schlafen. Aber falsch gedacht: Am nächsten Morgen berichteten mir alle, dass sie wach wurden, als ich den Motor abschaltete und auf der Lauer waren, was denn nun passiere ;-)
Wir haben unsere Pläne geändert, eigentlich wollten wir Dienstag Abend in Cascais (bei Lissabon) sein, um die vorgeschriebene 50h-Motorenwartung zu machen. Das Wetterfenster in der Straße von Gibraltar schließt sich jedoch, so dass wir uns entschieden, direkt bis nach Gibraltar durchzufahren. Wenn wir länger bräuchten, käme ein so heftiger Wind mit Welle von vorn, dass es eine Durchfahrt extrem erschweren würde.
Unsere Vorräte (Wasser, Trinkwasser, Pasta, Treibstoff und gute Laune) reicht noch, so dass wir wohl Freitag in Gibraltar ankommen werden.