Tag 13: 13 ist eigentlich meine Glückszahl, aber heute bin ich draußen
Um 2:40 geht mein Wecker für die 3:00-Schicht. Ohje, was ist mir schlecht. Schnell in die Klamotten, um an Deck zu kommen. Die Zeit reicht nicht, ich, der Großkotz, muss mal kurz einen auf Kleinkotz machen.
Ich schleppe mich halb angezogen hoch in den Salon, schaue auf den Schichtplan: nach mir wäre Klaas dran, der auch im Salon schläft (mit Vaddern Kopf an Kopf auf der Eckbank). Ich tippe ihn an und rufe leise seinen Namen: "Was gibt's?", "Kannst du meine Schicht übernehmen, mir ist schlecht.", "Na, klar, mache ich.", "Super, besten Dank!"
Heute gibt's also nicht viel zu berichten. Mit geschlossenen Augen auf dem Bett liegend geht's ganz gut. Regelmäßig, so alle 2-3 Stunden nehme ich mir dann vor, mal aufzustehen, um wenigsten Mal Wasser nachzufüllen und wegzubringen oder mal an die frische Luft zu gehen. Über den starken Vorsatz bin ich dann meist auf der anderen Seite liegend wieder eingeschlafen.
Ich hatte sehr verrückte Träume, schade, dass ich mir die nicht für mich aufgeschrieben habe.
Eigentlich soll Ingwer helfen, ich schaffe es aber nicht, aus der Horizontalen zu kommen. Thomas schaut gelegentlich fürsorglich vorbei. Eine kleine Portion Pasta und Banane esse ich dann nachmittags schon wieder mit.
Abends noch etwas Salzstangen und immer wieder wirre, irre und sehr spannende Träume. Gut dass ich soo gerne schlafe. Also eigentlich gar kein so schlechter Tag, außer, dass die anderen jetzt ohne mich fahren müssen: der Abstand zwischen zwei Schichten wird also kürzer. Irgendwie fühlt es sich etwas nach Versagen an. Aber allen von Seekrankheit geplagten sei gesagt: Den härtesten Seebären und Regattasegler:innen wird seekrank. Mein Ausbilder (Hans-Georg, über 70) hatte wenige Stunden nach Start unseres 2-Wochen-Ausbildungstörns professionell den Kopf über die Reeling geschwenkt, beherzt die Fische gefüttert, kurz den Mund mit dem Handrücken abgewischt und war umgehend wieder voll bei uns. Obwohl er schon als kleiner Junge und dann sein Leben lang zur See gefahren ist, wird ihm regelmäßig zu Beginn eines Törns schlecht.
Es gibt von heute aber doch noch ein Bild kurz nach Mitternacht:
Wir fahren also zwischen Ibiza und Formentera durch, was ich sehr begrüße. Die See ist hier hier sehr beruhigt. Ich fühle mich wieder so einigermaßen OK. Die frische Seeluft, die ich auf dem Bett stehend durch meine Dachluke schauend einatme, tut sehr gut.
Nunmehr einigermaßen fit mache ich noch einige der wichtigsten Dinge (E-Mails, Überweisungen) und schreibe die Blogbeiträge Tag 11-13, bevor das Netz wieder verschwindet, um mich dann gegen 5:00 wieder schlafen legen zu können. Wir sind nicht mehr weit von unserem Ziel entfernt.