Tag 10: Weiter geht‘s, mir ist schlecht
Sonntag, 23.01.2022
Um 7:00 machen wir uns startklar und fahren zunächst zur Hafenmeisterei, um zu bezahlen.

Beim Anlegemanöver vorm Hafenbüro machen sich die neuen Fender bereits bemerkbar: es ist irgendwie entspannter.
Tankerslalom

Commander Klaas von der Voyager bugsiert uns aus Gibraltar raus. Nein, wir fahren jetzt kein Slalom, auch wenn es verlockend aussähe...

Ungemütliche Aussichten

Wie angesagt, werden die nächsten Tag nicht sehr gemütlich. Bis nach Mallorca werden wir Gegenwind haben (Striche auf der Karte). In der Straße von Gibraltar wäre es nun reines Harakiri gewesen, da durchprügeln zu wollen (rote Windlinien). Daher war unser Eile letzte Woche die richtige Entscheidung.
Grüne Pfeile bedeuten schon stärkerer Wind. Grün bedeutet für mich als Kitesurfer: jetzt geht das erst richtig los. Wann ich wohl das erste Mal neben der Voyager unterwegs Kitesurfen kann? Über Youtube-Videos habe ich mich bereits schlau gemacht, wie das Auslegen der knapp 30m langen Leinen inklusive Starten und Landen des Drachens von einem Katamaran aus klappen könnte. Bei dem jetzigen Gegenwind hätte ich keine Chance, so schnell Höhe zu laufen (gegen den Wind zu fahren) wie das Mutterschiff. Aber mit Wind von der Seite oder gar etwas Raumschots (von hinten), das wäre ein Träumchen...
Die Wellen sind jetzt zwar höher, weil der Wind der letzten Tag auch das Mittelmeer ordentlich in Aufruhr gebracht hat, jedoch nicht so steil: Wir werden wieder ordentlich durchgeschaukelt, die harten Schläge von einem Wellenberg beim Runterstürzen auf die nächste Welle sind bisher seltener. Die Crew aus den beiden Vorderkabinen wird auch in den nächsten Tagen nur im Salon oder draußen wirklich schlafen können. Eine Nervenprobe für die Crew.
Trotzdem bemühen sich immer wieder Delphine um uns und spielen in den Wellen und zwischen unseren Bugen. Irgendwie schade, dass ich ihnen nicht mehr Aufmerksamkeit schenken kann. Es ist viel zu wild vorn bei den Trampolinen.

Die Reffleinen benötigen wir, um die Segelfläche des Großsegels bei starkem Wind verkleinern zu können. Die Reffleine des ersten Reffs ist bereits durchgescheuert. Einerseits wollte ich eh die Leinen durch dünnere mit höherer Bruchlast ersetzen, die besser „laufen“, jedoch müssen wohl noch einige scharfkantige Stellen entschärft werden. Das Erste Reff können wir nicht benutzen, bleiben also nur noch das Zweite und Dritte Reff, welche für noch stärkere Winde gedacht sind.
Es gibt direkt am Steuerstand übrigens eine Refftabelle, d. h. bei welchen Windstärken aus welchen Richtungen, welche Segelverkleinerungen gefahren werden sollen. Denn anders als beim Monohull (normalen Segelboot) krängt ein Katamaran nicht und die Crew merkt nicht anhand der Schräglage, wenn sie überpowert fährt. Bei Nichtbeachten könnte es zum Mastbruch oder ähnlichem kommen. Umfallen tun heutige Fahrtenkatamarane nicht mehr, denn sie würden verkehrt herum im Wasser liegen bleiben, was etwas unangenhem wäre: Alles fiele Richtung Decke... Anders hingegen Kielschiffe, die durchkentern und sich wieder aufstellen, auch wenn sie mal kieloben liegen würden.
Mir ist schlecht
Ich habe etwas kopfüber unten in einer Stauluke reparieren wollen (es gibt wohl immer was zum Rumkrokeln, zu hochdeutsch: basteln). Kopfüber schaukelnd ist jetzt auch für mich zu viel des Guten.
Anthony hat ein paar Tiefkühlpizzen im Gasofen heiß gemacht. Wer kam eigentlich auf die Idee, Thunfischpizza mit Speck zu kaufen? Die Kombination ist komisch und schmeckt auch so. Die Cuatro-Queso schmeckt besser. Hat jemand schon mal eine Drei- oder Fünf-Käsesorten-Pizza gegessen?
Ich drehe mir schnell noch zwei Stück rein, bevor ich mich in meine Koje zurückziehe und etwas die Augen zumache. Hinlegen und Augenschließen ist für mich die beste Medizin gegen Seekrankheit. Meine nächste Schicht startet erst morgen früh um 6:00.
Gute N8.