Tag 1, Teil 2: Detox-Kur, ein lauer Wintersonnentag

Freitag, 14.01.2022

Den letzten Blog hatte ich noch geschrieben bevor das Internet dann für 2 Tage weg war. Als das Netz weg war, wollte ich meine liebe Frau noch in Ruhe anrufen und mich abmelden. Hallo? Netz weg, da kannste auch nicht mehr telefonieren. Eigentlich klar. Weniger schade, dass auch mein Spanisch-Kurs nicht mehr funktioniert.

Also: Internet-Detox-Kur, zumindest für zwei Tage ist angesagt. Keine Nachrichten, alles weit weg. Geht eigentlich ganz einfach. Das fällt mir interessanterweise am Wochenende im Urlaub am leichtesten, wahrscheinlich, weil dann zu Hause und in der Firma auch nicht so viel los ist.

Wir haben in der Crew ein paar Geschichten ausgetauscht. Ich habe einige Lieblingsgeschichten, die ich total gern erzähle, die meine Liebsten bestimmt schon nicht mehr hören können, aber immer noch geduldig ertragen. Hier konnte ich ein paar voller Genuss wieder zum besten geben. Ich kann sie selber übrigens gar nicht oft genug hören (erzählen).

Auf den Trampolinen zwischen beiden Bugen liegend kann man in aller Ruhe die tummelnden Delphine beobachten und genießen.

Am ersten Tag: Delphine, die sich zwischen beiden Bugen tummeln und surfen. Ein erwartbares, aber dennoch unglaubliches Erlebnis, welches ein bis zwei Minuten dauerte. Nun wollte ich das einerseits mit Fotos dokumentieren, aber andererseits es doch viel lieber live erleben (nicht nur durch das Display der Kamera). In der Aufregung habe ich dann Videos genau verkehrt herum gemacht, also: Videoaufnahme gestartet und sofort wieder gestoppt, dann auf die Delphine gehalten, Video gestartet und die Kamera runtergenommen. Das ganze ein paar Mal. Später habe ich das Malheur gesehen: Wie Sie sehen, sehen Sie nix, außer Boden und meine Beine. OK, Delphine werde ich hoffentlich später irgendwann nochmals beobachten können und das sollte schneller und noch intensiver werden, als ich mir gewünscht habe.

Über hundert Kilometer weit weg von Land, hat sich eine Möwe im Wasser neben uns niedergelassen. Was sie hier wohl sucht? Vielleicht ein blinder Passagier auf einem Fischereiboot oder so. Immer, wenn sie schon fast außer Sichtweite war, ist sie wieder und wieder hinter uns her geflogen, um uns zu taxieren und sich dann doch nur im Wasser niederzulassen. Das Ganze hat sich ein paar Mal wiederholt. Dabei fliegen Möwen offensichtlich sehr tief über das Wasser um wahrscheinlich den Bodeneffekt (in der Fliegerei heißt es ground effect) zu nutzen, d. h. direkt über der Oberfläche entsteht eine Art Luftkissen, was das Schweben einfacher macht. (Verfalle ich hier wieder ins Mansplaining? Wohl ja: Typen, wie ich, neigen wohl dazu, immer und stets die Welt erklären zu wollen, selbst dann, wenn's keiner wissen will.)

Die Brücke kommt dann erstmal ohne mich aus. Das Wasser ist spiegelglatt. Ein lauer Wintersonnentag.
Lecker Pasta draußen in der Wintersonne. Die Stimmung ist perfekt. vlnr: Anthony, Thomas mit Sohn Klaas.

Wir genießen Klaas' Nudeln, jeder ist mal irgendwie dran mit allem: Essen kochen, spülen, fahren, schlafen ;-)

Apropos schlafen, sieht nicht mehr ganz so aus wie in den Prospekten, ist aber viel gemütlicher. Es ist noch nicht alles weggestaut, deshalb musste eine Betthälfte bei mir weichen.

Irgendwie war ich ziemlich ausgelaugt von den Strapazen und den vielen neuen Eindrücken der letzten Tage. Die Crew hat es mir wohl angesehen. Während ich ein genüssliches Nickerchen draußen eingemummelt in warmen Segelklamotten in der Sonne abhielt, haben sie einen Schichtplan ausgetüftelt. Da die Biskaya so gar nicht ihrem Schlechtwetterruf gerecht wurde, reichte jeweils einer pro Schicht. Eine Dreistunden-Schicht hat sich wohl bewährt. Sie haben mich bei der Schichtplanung ausgelassen, damit sich der Schichtplan täglich verschiebt. Also: drei Stunden Schicht, 6 Stunden Pause.

Ich habe geschlafen wie wahrscheinlich als Kind im Kinderwagen, sanft gewogen durch die Wellen der gutmütigen und uns wohlgesonnen Biskaya. Es sieht zwar in meiner Kabine gar nicht so aus, wie in den Hochglanzprospekten, war aber mega-kuschelig. Biberbettwäsche habe ich als Kind schon im Winter geliebt.
Sehr rücksichtsvoll von der Crew übrigens, dass sie die ganze Nacht unter Maschine des Steuerbordrumpfes (rechts) fuhren. Aus Effizienzgründen fahren wir immer nur auf einer der beiden Maschinen. Da meine Kabine achtern (hinten) direkt an den Maschinenraum angrenzend liegt, kann es sehr laut sein, wenn dieser Motor auf Backbordseite (links) läuft.

Für die Landratten: Steuerbord ist rechts und hat die Farbe grün. Backbord links und hat die Farbe rot. So merke ich mir das übrigens: SteueRechts, Backpfeife/Backofen rot.

Der Atlantik ist hier ca. 14° warm. Von daher ist es auch in den Kabinen gar nicht mehr so kalt wie in Les Sables (Pantoffeln sind hier ein guter Tipp).

Weil es die Crew gut haben soll, habe ich die Bordkasse geplündert und Klaas mal ein paar wunderschöne Schluffen (Pantoffeln) spendiert.

Klaas und Anthony sind zu Beginn, als wir noch nördlicher waren, gern mit einer Wärmflasche ins Bett.